Sommersemester 2013. Ich war gerade neu an der Hochschule und nahm als Westerberger Studi sehr vorbildlich an den typischen Pflichtveranstaltungen zum Semesterstart teil: Stadtrallye, Kneipentour, Ersti-Party, et cetera. Mein Kneipentour-Guide erzĂ€hlte von den legendĂ€ren HR-Parties – nein, er sagte âBauernpartysâ. Sie seien ein absoluter Geheimtipp. Ein wenig schmunzeln musste ich ja schon – die Agrarwissenschaftler und Landwirtschaftsarchitekten machen ne Party. Das kenne ich nur zu gut aus meiner Heimat: Festzelt, Bier und Schlager. Danke, nein!
Doch dann war es soweit. Die ersten Sonnenstrahlen zeigten sich am Himmel, auf dem Beton-Strand vor der Mensa Westerberg wurden nach der Vorlesung ein paar Bierchen gezischt und eben jener Guide informierte voller Euphorie, dass am Abend endlich wieder eine Party in Haste sei. Okay okay, man studiert ja nur einmal. Gebe ich der Sache doch mal ne Chance…
Die groĂe Unbekannte: Der Studienstandort Haste
Bewaffnet mit den letzten Pils-Kannen aus der Cafete (ja, die Biernot bei Temperaturen ĂŒber 20°C ist nichts Neues) traten wir die Wanderung in OsnabrĂŒcks grĂŒnsten Stadtteil an. Die Fressmeile PagenstecherstraĂe links liegen gelassen, sah ich so auch zum ersten Mal den Stadtteil Hafen. Der Name mag etwas ĂŒbertrieben klingen, zur kleinen Rast am Wasser taugt das kleine HĂ€fchen aber allemal. Das gröĂte Schiff ist jedoch gestrandet und tarnt sich als BĂŒrogebĂ€ude eines bekannten lokalen Kaffee-Maschinen-Herstellers. Die Wanderung fĂŒhrte immer mehr ins GrĂŒn, sehr idyllisch, ein bisschen wie Urlaub. Am Werk eines groĂen ErfrischungsgetrĂ€nke-Herstellers schallte uns dann auch schon Helene Fischer entgegen – der Moment, an dem ich eine 180 Grad-Wende machen wollte. âEy, du hast gesagt, wir gehen da jetzt hin!â Okay okay.
Ich gebe zu, die Einfahrt zum Campus wirkte schon imposant. Nicht imposant groĂ, aber imposant schick. Unter einem Hochschulstandort stellt man sich etwas anderes als GewĂ€chshĂ€user, Farm-Ă€hnliche BacksteingebĂ€ude und Teiche mit kleinen BrĂŒcken vor. Da mit dem noch vorhanden GetrĂ€nkevorrat kein Vorbeikommen am Security war, nutzten wir die Gelegenheit den Campus etwas genauer zu erkunden. Es gibt eine sĂŒĂe Mensa, die auch als Lernlandschaft dient, riesige BĂ€ume und alles ist verwinkelt wie ein typischer Ferienpark in Holland. TatsĂ€chlich trafen wir auch eine Familie, die das GelĂ€nde zum Spaziergang aufsuchte. âAch, schon wieder Party. Was sollâs. Ist ja nicht jeden Tag so.â Sehr tolerant, die Hasteraner. Na dann mal auf…
So wird gefeiert
âEy, du studierst bestimmt am Westerberg!â, wurde ich direkt am Eingang enttarnt. Fragend schaute ich den Kommilitonen im kleinkarierten Hemd an und fragte, wie er darauf komme. âDein Hemd hat keine Karos!â Hmm, was hatte ich falsch gemacht? Mein Guide klĂ€rte mich auf: Je kleiner die Karos, desto gröĂer die Hektar. âHahaâ, sagte ich, schaute mich um und stellte fest, dass kariert definitiv Dresscode ist. âNicht schlimmâ, sagte der Kollege mit scheinbar echt viel Land und drĂŒckte uns freundlich ein Bier in die Hand. Rein inâs GetĂŒmmel. Inzwischen lief auch etwas Dance-Musik und die Bude war proppenvoll. Ja, die AtmosphĂ€re ist eine ganz Andere, aber genau das machte tierisch SpaĂ. Die Playlist von A wie ACDC bis Z wie Zillertaler war mir zwar etwas zu sehr Ballermann, aber man lĂ€sst sich gerne von der bombigen Stimmung anstecken. Zum Schluss erschien dann eine lebensgroĂe Pferde-Statue auf der TanzflĂ€che und friedlich sagten sich Fuchs und Gans gute Nacht. Ich habe mich sogar dabei erwischt, den ein oder anderen NDW-Hit mitzusingen und auf die Karo-Frage hatte ich dann auch die passende Antwort: âMeine Karos sind so klein, die siehst du nichtmal!â
Na denn, bis heute Abend! Das Motto diesmal: 90er Jahre.